Das MPIWG lädt Künstlerinnen und Künstler ein, um ihre Projekte im wissenschaftlichen Kontext des Instituts zu verfolgen und sie in Kontakt mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu bringen. Die artists-in-residence werden persönlich von den Direktoren und Forschungsgruppenleitern zur Mitarbeit eingeladen.
Artists-in-Residence
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Karolina Sobecka
Karolina Sobecka ist eine Künstlerin und Forscherin, deren Arbeit sich auf die Beziehung zwischen Umweltbelangen und der Entwicklung von Wissenschaft und Technologie konzentriert. Ihre aktuellen Projekte untersuchen die Geschichte der Ökologie und deren Hinterlassenschaften in zeitgenössischen Formulierungen von Carbon Governance. Eine der Fragen, die Karolinas Forschung antreibt, ist, wie künstlerische Methoden außerhalb des Kunstkontexts für sozial gerechte Zwecke wie die Behebung der Umweltzerstörung auf unserem Planeten eingesetzt werden können. Durch ihre Projekte beteiligt sich Karolina an interdisziplinären Kooperationen und initiiert diese, häufig in den Bereichen Policy und Wissenschaft. Karolinas Kunstwerke wurden international ausgestellt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter von Creative Capital, der New York Foundation for the Arts, der Princess Grace Foundation, Eyebeam, Rhizome und den Vida Art and Artificial Life Awards.
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Lucy Beech (2019–)
Lucy Beech ist eine Künstlerin, die im Bereich Video und Performance arbeitet. Ihre Arbeit erforscht die Wirkungsweise reproduktiver Beziehungen, Techniken der Körperbeherrschung und verwickelter menschlicher und nicht menschlicher Körperprozesse im Zusammenhang mit reproduktiven Technologien. Während ihrer Zeit in Abteilung III arbeitete Beech eng mit Tamar Novick zusammen, um auf ihrem Interesse an der historischen und zeitgenössischen Verwendung von Urin und Körperabfällen aufzubauen und dieses Wissen zu vertiefen. Als Reaktion auf die Gespräche in der Arbeitsgruppe The Body of Animals wird Beech eine neue Videoarbeit entwickeln, die sich mit der symbolischen Macht von Genitalien und Hormonen befasst, um zu untersuchen, wie Tiere Bedeutungen und Zusammenhänge in Bezug auf Geschlecht, Sexualität und Gesundheit formen.
Als Teil dieser Forschungsarbeit arbeitet Beech mit Tamar Novick an einem kollaborativen Schreibprojekt, welches in "Bovine Regimes: Body Work, Intimacy, and Knowledge" eingebunden ist. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit bildet das Skript für einen performativen Vortrag im SALT Beyoğlu, Istanbul, und wird das Drehbuch hierfür beeinflussen. Das Projekt erforscht die historische Studie des "Freemartinismus"; gemeinhin als eine geschlechtliche Entwicklungsstörung bekannt, welche intersexuelle Kälber hervorbringt, die als Zwillinge eines männlichen Rindes geboren werden. Mit Fokus auf die Verschränkung des Freemartinismus mit dem historischen Studium der menschlichen Endokrinologie wird untersucht, was die starken Bemühungen antreibt, die genetische Unfruchtbarkeit des Freemartinismus in eine wissensgenerierende Biotechnologie zu verwandeln. Basierend auf der Analyse von Handbüchern der industriellen Landwirtschaft, wissenschaftlichen Publikationen, der Diskursanalyse von Bauern-Blogs und "analogen" und "digitalen Hitzesystemen" erforscht dieses Gemeinschaftsprojekt intime körperliche Arrangements und konkurriert mit Geschlechternormen in Kontexten, in denen die Standards der Arbeit, der Abfallverwertung und die Grenzen zwischen natürlich und unnatürlich immer wieder verwischt und neu etabliert werden.
Zu den bevorstehenden und kürzlich erschienenen Präsentationen von Beech gehören: Extra City Kunsthalle, Antwerpen; Video Art at Midnight, Babylon Kino, Berlin; Thailand Biennale; Krabi; Kunstverein Braunschweig; Tramway Glasgow, UK; der De La Warr Pavilion Bexhill, Großbritannien; Lafayette Anticipations, Paris (alle 2018/19), Tate Britain (2017) und die Liverpool Biennale (2016). Beech ist Dozentin am Royal College of Art, London und wurde mit ihrem Mitarbeiter Edward Thomasson mit dem Paul Hamlyn Award for Artists 2016 ausgezeichnet. Zusammen haben sie in Theater- und Ausstellungsräumen wie Maureen Paley, Frieze Live, London, dem Camden Arts Centre, der South London Gallery, der Oxford Modern Art und dem Barbican Theatre London ausgestellt.
Alumni
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Daniela K. Rosner (2019–20)
Daniela K. Rosner war artist-in-residence in Abteilung III und Gastwissenschaftlerin an der Humboldt-Universität, sie ist außerordentliche Professorin für Human Centered Design and Engineering an der University of Washington. Des Weiteren ist sie Co-Leiterin des TAT Lab. Während ihrer Zeit am MPIWG hat sie im Rahmen des Forschungsthemas Histories of Planning am Projekt "Critical Fabulations: Reworking the Methods and Margins of Design" gearbeitet.
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Vivian Xu (2019)
Die in Peking geborene Vivian Xu lebt und arbeitet als Medienkünstlerin und Forscherin in Shanghai. Im Jahr 2013 erhielt sie ihren MFA in Design und Technologie von der Parsons School of Design. Ihre Arbeit untersucht die Grenzen zwischen Biomedia und elektronischen Medien, indem sie neue Formen von Maschinenlogik, Lebens- und sensorischen Systemen konzipiert, die häufig die Form von Objekten, Installationen und/oder tragbaren Objekten haben. Sie lehrte und forschte an verschiedenen Institutionen in China, den USA, Deutschland und Australien, darunter am National Art Museum of China, an der Central Academy of Fine Arts, an der China Academy of Art, am Chronus Art Center und am Rockbund Museum, mit dem Shanghai Symphony Orchestra, an der New York Hall of Science, mit der Gallery Ho, dem Art Laboratory Berlin und dem SymbioticA an der University of Western Australia.
Xu ist Mitbegründerin von Dogma Lab, einem transdisziplinären Designlabor in Shanghai, das sich experimenteller Forschung an der Schnittstelle von Design, Technologie, Kunst und Wissenschaft widmet. Sie unterrichtete an zahlreichen Universitäten und in verschiedenen Programmen, darunter an der ShanghaiTech University, der Chinese University of Hong Kong, Shenzhen und im Roy Ascott Technoetic Arts Program. Ihre Arbeiten wurden in verschiedenen Medien veröffentlicht und diskutiert, unter anderem in einer Dokumentarserie von VICE China, Elle US und dem China Global TV English Channel. In Abteilung III gestaltete Vivian in enger Zusammenarbeit mit Lisa Onaga und dem Art Laboratory, Berlin ein Künstlerbuch über ihre Biomaschine-Kunstserie „The Silkworm Project“. Das Werk wurde in einer Ausstellung der Reihe „The Silkworm Project“ im Art Laboratory Berlin gezeigt.
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GeisslerSann (2019)
Beate Geisslers und Oliver Sanns Arbeit konzentriert sich auf innere Allianzen von Wissen und Macht, ihre tiefen Verbindungen zur westlichen Kultur und die Eskalation und Transformation des Menschen durch Technologie. In Abteilung I haben die Kunstschaffenden an ihrem jüngsten Projekt „Hopium Economy“ gearbeitet. Ziel des Projekts ist es, einen größeren Kontext für die derzeit anhaltende Opioidkrise im Mittleren Westen der USA aufzuzeigen, die ihren Ursprung nicht nur in Vernachlässigung und Abhängigkeit hat, sondern auch um herauszuarbeiten, wie dieser Kreislauf von Abhängigkeit, Depression und Verzweiflung aus einem Zusammenhang von Faktoren resultiert, die sich auf die öffentlichen Gesundheitssysteme, ländliche und städtische Gebiete, die Pharmaindustrie, rassische Spannungen, das kolonialisierte Monopol und die Deindustrialisierung auswirken.
Geisslers und Sanns Arbeiten wurden national und international in Museen, Galerien und alternativen Kunsträumen ausgestellt, darunter: die Renaissance Society an der University of Chicago; das Museum of Contemporary Photography, Chicago; das Fotomuseum Antwerpen; die NGBK (neue Gesellschaft für bildende Kunst) in Berlin; das National Taiwan Museum of Fine Arts; das Fotomuseum Winthertur in der Schweiz; das Museum Ludwig in Köln; MAST Foundation in Bologna, Italien; und der Deutsche Pavillon auf der Photography Biennial Dubai, VAE. Sie erhielten zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen, darunter den Videonale Preis des Kunstmuseums Bonn; der Hermann-Claasen-Preis (Köln); ein Produktionsstipendium der Graham Foundation, Chicago; und eine Förderung von Humanities without Walls.
Beate Geissler ist derzeit außerordentliche Professorin für Kunst an der University of Illinois at Chicago und Oliver Sann ist außerordentlicher Professor für Fotografie an der School of Art Institute in Chicago.
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Tal Halpern (2018)
Tal Halpern, Illustrator, Animator und Multimedia-Entwickler, war artist-in-residence in Abteilung II. Seine visuellen und literarischen Arbeiten wurden an zahlreichen Orten sowohl online als auch offline gezeigt, darunter das Sundance Film Festival, das Iowa Review Web, das Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe (ZKM) und Turbulence.org, New Radio and Performing Arts, The Center for Book Arts, Eclectica Magazine und Cortland Review. Am Institut arbeitete er am Projekt „Smartness“, einem in Zusammenarbeit mit Orit Halpern verfassten Comic. Es erzählt die Geschichte einer eklektischen Gruppe von Träumern, die unsere Schaltkreise neu konfiguriert, unser Gehirn neu vorgestellt und unsere Maschinen neu verkabelt haben, um neue Formen der Intelligenz zu erschaffen.
Jerome Lettvin reading in the bathtub circa 1966. © Tal Halpern
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Raviv Ganchrow (2016)
Raviv Ganchrow war 2016 Gast in der Forschungsgruppe „Epistemes of Modern Acoustics“. Raviv schloss sein Architekturstudium an der Cooper Union, New York im Jahr 2000 ab, und erhielt 2004 einen zweiten Abschluss vom Institut für Sonologie am Königlichen Konservatorium in Den Haag. Sein MPIWG-Projekt „Padded Sounds: The Latent Aurality of Anechoic Chambers“ beschäftigt sich mit verborgenen Klängen von schalltoten Räumen.
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Ana María Gómez López (2016)
Ana María Gómez López war 2016 Artist-in-Residence in Abteilung II. Ihre Forschung am MPIWG konzentrierte sich auf visuelle Darstellungen der Taphonomie - das Studium der Prozesse, die einen biologischen Organismus nach dem Tod beeinflussen. Ihre Ausstellung „Die Passage der Natur" umfasst Fotografien und Drucksachen von Paläontologen, Biologen und Geologen, vor allem aus Deutschland und der ehemaligen Sowjetunion, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Taphonomie als Studiengebiet formalisierten.
Bild: Marcus Lieberenz
Links
Abteilung II -
Montserrat de Pablo (2015)
Die Ausstellung „On the Camera Obscura, The obsession with capturing image“ (2015–2016) basiert auf Montserrat de Pablos Forschung zur camera obscura und ging aus ihren Aufenthalten als Artist-in-Residence in Abteilung I und als Gastwissenschaftlerin am MPIWG in den Jahren 2013, 2014, 2015, und 2016 hervor.
Ihre Doktorarbeit „The history of the camera obscura, as prehistory of photography“ (2014) ist eine Zusammenfassung die Entwicklung der camera obscura in der westlichen Welt. Um eine globale Übersicht zu schaffen, entwarf sie eine Zeitschiene. Da ihre Arbeit auch auf der Auswahl und Kompilation von dokumentarischen Quellen basiert, entwickelte sie darüber hinaus eine Datenbank mit Illustrationen, die sich auf die camera obscura beziehen.
Exhibition at the MPIWG, 2015.
View of Montserrat de Pablo’s La Camara Oscura exhibition. University of Castilla-La Mancha, Cuenca, Spain. May–June 2015.
View of Montserrat de Pablo’s La Camara Oscura exhibition. University of Castilla-La Mancha, Cuenca, Spain. May–June 2015.
Um die Möglichkeiten und den Gebrauch der camera obscura zu erforschen und zu verstehen, arbeitete sie mit der „historischen Kamera“ des MPIWG.
Die Idee von Montserrat de Pablos Ausstellung ist es, den gesamten Arbeitsprozess darzulegen. Einerseits wird der dokumentarische Teil, bestehend aus der Zeitschiene, die sich durch die camera obscura verwandten Illustrationen als visuelle Kartographie darstellt, gezeigt. Sie stellt die Beziehungen zwischen Meilensteinen und kurzen erklärenden Zusammenfassungen ihrer Geschichte her. In diesem Zusammenhang zeigt die Bibliothek des MPIWG eine Reihe von Rara-Büchern, die sich mit der camera obscura beschäftigen.
Andererseits präsentiert Montserrat de Pablo Photographien und Zeichnungen, die sie mit der camera obscura des MPIWG gemacht hat. Dabei entstanden Innen- und Außenansichten, ein Reihe von Variationen zu einem Thema, ebenso wie Portraitaufnahmen der MPIWG Mitglieder als „Gruppenportrait“.
Eine ähnliche Ausstellung wurde unter dem Titel „Montserrat de Pablo, Cámara Oscura, Work in Progress“ bereits in Cuenca (January, 2015) und Ciudad Real (May, 2015) an der Universität von Castilla-La Mancha in Spanien gezeigt. Die MPIWG-Ausstellung wurde im Herbst 2016 an der Spanischen Botschaft Berlin gezeigt.
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Christa Donner (2015)
Die in Chicago lebende Künstlerin Christa Donner war im Herbst 2015 zu Gast in der Abteilung II des MPIWG. In ihrem Projekt „the ReDistribution of Curiosity“, entwirft sie, inspiriert von Gesprächen mit Wissenschaftler/innen am MPIWG, eine Sammlung kleiner Zeichnungen. Die entstandenen Werke wurden nach ihrem eigenen Kategorisierungssystem neu geordnet, mit dem Ziel Staunen und Neugier am Konzept zeitgenössischer Archive erneut zu wecken.
Christa Donner, selections from The ReDistribution of Curiosity, 2015, ink and acrylic on paper, 16.5 x 12.3 cm each
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Zoë Svendsen (2014)
Zoë Svendsen war 2014 zu Gast bei Abteilung III des MPIWG. Sie verfolgt eine praxisorientierte Forschung als Lecturer in Drama und Performance an der English Faculty der University of Cambridge. Ihr Projekt befasst sich mit Fragen von Dramaturgie und Aufmerksamkeit, mit einem besonderen Fokus auf der Idee von „Probe“ als einem konzeptuellem Rahmen von imaginativem Engagement seitens der Publika, wenn sie eine Aufführung erlebt haben. Svendsens aktuelles Projekt, „World Factory“, in Zusammenarbeit mit dem Künstler Simon Daw und anderen, untersucht Konsumentenkapitalismus durch die Linse von Geschichte und Politik der globalen Textilindustrie, insbesondere mit Bezug zu China.
World Factory.
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Katrin von Lehmann (2012/2013)
Die Berliner Künstlerin war zu Gast in der Max-Planck-Forschungsgruppe „Twentieth-century Histories of Knowledge About Human Variation“. Katrin von Lehmann hat während ihres Aufenthalts an dem Ausstellungsprojekt „Looking at Diversity“ gearbeitet, mit dem Ziel, den Prozess der Sichtbarmachung von Diversität in der Wissenschaft zu reflektieren. Die Ausstellung fand im Sommer 2013 am MPIWG statt. Sie führte außerdem zu ihrer Virtuellen Ausstellung.
Blick auf Vielfalt, Serie 3. Foto: Bernd Hiepe.
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Rohini Devasher (2012)
Die indische Künstlerin Rohini Devasher war 2012 Gast der Abteilung II des MPIWG. Sie hat während ihres Aufenthalts die Schnittstellen zwischen Kunstpraxis und Wissenschaft, genauer gesagt zwischen Zeichnung und Astronomie durch die Linse der Metapher erkundet und an dem Wandgemälde „Parts Unknown“ gearbeitet, das nun im MPIWG zu sehen ist.
Kunstwerk von Rohini Devasher.