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Das Anthropozän und die Geschichte des Wissens

Direktor Jürgen Renn spricht über das Anthropozän und die Wissenschaftsgeschichte in einem 13-minütigen Vortrag im Bayerischen Rundfunk.

 

Der Vortrag führt in das Thema des Anthropozäns ein, die – vorgeschlagene – Erdepoche, die durch die planetaren Auswirkungen menschlicher Tätigkeit charakterisiert ist. Durch menschliche Tätigkeit hat sich das Klimas verändert, die Eiskappen schmelzen, die Biodiversität hat gewaltige Verluste erlitten, Wälder wurden gerodet, Dämme gebaut und das Meer verschmutzt.br

Wann hat das Anthropozän begonnen? Manche Forscher meinen, die Veränderung des Planeten habe bereits mit der menschlichen Nutzung des Feuers angefangen, andere datieren die Anfänge des Anthropozäns auf den Beginn der Landwirtschaft in der neolithischen Revolution. Die heute zu beobachtenden Klimaveränderungen durch den Treibhauseffekt haben ihre Wurzeln in der Nutzung fossiler Brennstoffe während der industriellen Revolution. Besonders deutliche Spuren im Erdsystem, wie etwa die immer noch strahlenden Reste der ersten Atombombenexplosionen, hat die so genannte „Große Beschleunigung“ der Fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts mit ihrer rasanten ökonomischen und technischen Entwicklung hinterlassen.

Welchen Beitrag haben Wissenschaft und Technologie zur Verwandlung der Erde geleistet? Waren sie nur Instrumente in den Händen rücksichtsloser Ausbeuter natürlicher Ressourcen oder haben sie auch eine Rolle für die Einsicht in die zerstörende Kraft menschlicher Interventionen geleistet? Lassen sie sich überhaupt steuern? Welche Rolle können sie künftig bei der Bewältigung der Herausforderungen des Anthropozäns spielen?

Der Vortrag eröffnet zugleich eine neue Perspektive auf die Wissenschaftsgeschichte als Teil einer umfassenden Evolution des Wissens. Bisher ist die eigenständige Bedeutung der Wissensentwicklung für die kulturelle Evolution unterschätzt worden. Stehen wir an der Schwelle eines neuen evolutionären Prozesses, der epistemischen Evolution?