Der große Humanist, Literaturwissenschaftler, Ideenhistoriker und Philosoph Nuccio Ordine ist am 10. Juni 2023 unerwartet gestorben. Mit ihm verliert das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte einen prominenten Kollegen, Gastwissenschaftler, tatkräftigen Mitstreiter in vielen Projekten und einen guten Freund. Nuccio Ordine war ein weltweit anerkannter Experte für Giordano Bruno und die Philosophie und Literatur der Renaissance. Zusammen mit dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, der Universität von Kalabrien und vielen anderen Institutionen schuf er ein europäisches Netzwerk für das Studium der Renaissance.

Das erste Treffen des Netzwerks „Rinascimento" fand vor zehn Jahren, genau am 7. Mai 2013, am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte statt. Zu den Teilnehmern gehörten: Luiz Carlos Bombassaro, Universidad Federal de Rio Grande do Sul, Porto Alegre, Paolo Galluzzi, Museo Galileo, Florenz, Johannes Helmrath, Humboldt Universität, Berlin, Yves Hersant, École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS), Paris, Howard Hotson, St Anne's College, University of Oxford, Eleftherios Ikonomou, Griechische Kulturstiftung, Berlin, Peter Mack, Warburg Institute, London, Isabelle Pantin, École Normale Supérieure, Paris, Lino Pertile, Villa I Tatti (Harvard University), Florenz, Maria José Vega, Universitat Autònoma de Barcelona, und Philippe Vendrix, Centre d'Études Supérieures de la Renaissance, Tours.

Nuccio Ordines Vorstellung von der „Renaissance" hat ihre tiefen Wurzeln in Kalabrien, mitten im Mittelmeer. Er wurde in Diamante geboren, und als überzeugter Europäer und Weltbürger lag ihm Süditalien, die Magna Grecia zwischen Europa und Afrika mit ihrem reichen kulturellen Erbe, stets am Herzen. In Cosenza gründete Nuccio Ordine das Centro Internazionale di Studi telesiani, bruniani e campanelliani                        (http://www.telesio.eu/). Seine Veröffentlichungen über die Renaissance sind zu Standardwerken geworden und wurden in viele Sprachen übersetzt. Seine Editionen klassischer Texte im französischen Verlag „Les belles lettres" sind legendär geworden. Sein Denken wurde durch die intensive Freundschaft mit George Steiner, dem er einen eleganten Essay widmete, tief beeinflusst.

Sein Buch „The Usefulness of the Useless", ein leidenschaftliches Plädoyer für die Unverzichtbarkeit der Kultur angesichts einer zunehmenden Kommerzialisierung von Bildung und Forschung, ist ein Meisterwerk und wurde ein internationaler Bestseller, der in Dutzende von Sprachen übersetzt wurde. Es entstand zum Teil, als Nuccio Ordine als Gastwissenschaftler am Max-Planck-Institut tätig war. Mit seinen lebendigen Vorträgen und Konferenzen inspirierte er Hunderttausende von Studenten auf der ganzen Welt. Er erhielt zahlreiche Ehrendoktorwürden und renommierte Auszeichnungen, darunter die Ehrenlegion, den Grande Ufficiale dell'Ordine al merito della Repubblica Italiana und 2023 den Prinzessin-von-Asturien-Preis für Kommunikation und Geisteswissenschaften. Wir sind fassungslos und traurig über diesen unglaublichen Verlust eines Freundes, der mit seiner unerschöpflichen Energie eine Inspiration für uns alle war.