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In Memoriam: Noel M. Swerdlow (1941–2021)
- Jul 29, 2021
- Institutsnachrichten
Am Samstag, den 24. Juli 2021, kurz vor seinem 80. Geburtstag, verstarb Noel M. Swerdlow (*09.09.1941). Er war einer der weltweit führenden Astronomiehistoriker.
Swerdlow promovierte 1968 mit seiner Arbeit Ptolemy's Theory of the Distances and Sizes of the Planets: A Study of The Scientific Foundations of Medieval Cosmology bei Asger Aaboe in Yale. Seither gehörte er einer Gruppe von Wissenschaftlern an, die im Streben nach einer Geschichte der exakten Wissenschaften im Geiste Otto Neugebauers zusammenarbeiteten. Swerdlow forschte zur Spätrenaissance und Neuzeit, zu Regiomontanus, Kopernikus, Tycho und Kepler – und schöpfte dabei aus seinem tiefgreifenden Verständnis der geometrischen Details epizyklischer Planetenmodelle, von ihren ptolemäischen Wurzeln bis hin zu Kepler. Er betrachtete die Entwicklung dieser Planetenmodelle als empirisch gestützte geometrische Apparate für die Erforschung der Himmelsbewegungen. Swerdlow verband seine große technische Kompetenz mit einer schonungslosen historischen Quellenkritik, die Spekulation oder Annahmen nicht zuließ, wenn keine entsprechende Textgrundlage vorhanden war – eine historische Argumentation ohne eine solche Textgrundlage akzeptierte er nicht, weder in der privaten noch der öffentlichen wissenschaftlichen Diskussion. 1973 veröffentlichte Swerdlow seine bahnbrechende Studie zum Commentariolus des Kopernikus und auf Grundlage dieser Expertise vertraute ihm Neugebauer sein noch fragmentarisches Manuskript zu Kopernikus De revolutionibus an. Swerdlow vervollständigte es im zweibändigen Meisterwerk Mathematische Astronomie in Kopernikus ‚De revolutionibus‘.
Den größten Teil seines akademischen Lebens verbrachte er im Department für Astronomie und Astrophysik der Universität von Chicago. Nach seiner Pensionierung wechselte er an das California Institute of Technology, wo er seine Forschung fortsetzte.
Viele Jahre lang stand Noel Swerdlow zahlreichen Wissenschaftlern am MPIWG mit seinem Rat zur Seite. Für einige von uns wurde er ein enger Freund. Wir trauern um einen großen Wissenschaftler und einen wunderbaren Menschen.
Swerdlow promovierte 1968 mit seiner Arbeit Ptolemy's Theory of the Distances and Sizes of the Planets: A Study of The Scientific Foundations of Medieval Cosmology bei Asger Aaboe in Yale. Seither gehörte er einer Gruppe von Wissenschaftlern an, die im Streben nach einer Geschichte der exakten Wissenschaften im Geiste Otto Neugebauers zusammenarbeiteten. Swerdlow forschte zur Spätrenaissance und Neuzeit, zu Regiomontanus, Kopernikus, Tycho und Kepler – und schöpfte dabei aus seinem tiefgreifenden Verständnis der geometrischen Details epizyklischer Planetenmodelle, von ihren ptolemäischen Wurzeln bis hin zu Kepler. Er betrachtete die Entwicklung dieser Planetenmodelle als empirisch gestützte geometrische Apparate für die Erforschung der Himmelsbewegungen. Swerdlow verband seine große technische Kompetenz mit einer schonungslosen historischen Quellenkritik, die Spekulation oder Annahmen nicht zuließ, wenn keine entsprechende Textgrundlage vorhanden war – eine historische Argumentation ohne eine solche Textgrundlage akzeptierte er nicht, weder in der privaten noch der öffentlichen wissenschaftlichen Diskussion. 1973 veröffentlichte Swerdlow seine bahnbrechende Studie zum Commentariolus des Kopernikus und auf Grundlage dieser Expertise vertraute ihm Neugebauer sein noch fragmentarisches Manuskript zu Kopernikus De revolutionibus an. Swerdlow vervollständigte es im zweibändigen Meisterwerk Mathematische Astronomie in Kopernikus ‚De revolutionibus‘.
Den größten Teil seines akademischen Lebens verbrachte er im Department für Astronomie und Astrophysik der Universität von Chicago. Nach seiner Pensionierung wechselte er an das California Institute of Technology, wo er seine Forschung fortsetzte.
Viele Jahre lang stand Noel Swerdlow zahlreichen Wissenschaftlern am MPIWG mit seinem Rat zur Seite. Für einige von uns wurde er ein enger Freund. Wir trauern um einen großen Wissenschaftler und einen wunderbaren Menschen.
Gerd Grasshoff and Jürgen Renn, Berlin, 29. Juli 2021
© The University of Chicago, The Department of Astronomy and Astrophysics.