book cover: Thomas Sturm: Kant und die Wissenschaften vom Menschen (2009)
Publication
Kant und die Wissenschaften vom Menschen
»Wenn man eine Erkenntniß als Wissenschaft darstellen will, so muß man zuvor das Unterscheidende, was sie mit keiner andern gemeint hat, und was ihr also eigenthümlich ist, genau bestimmen können; widrigenfalls die Grenzen aller Wissenschaften in einander laufen, und keine derselben ihrer Natur nach gründlich abgehandelt werden kann.« (Kant, Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik) Kant behauptet, dass die Psychologie kaum eine genuine Naturwissenschaft werden kann, bezweifelt jedoch die Wissenschaftlichkeit seiner pragmatischen Anthropologie nicht – obwohl er in ihr das psychologische Vokabular zur Basis nimmt. Umgekehrt lehnt er Versuche, den Geist durch physiologische Zustände zu erklären, für seine Erforschung menschlichen Erkennens, Fühlens, Begehrens und Handelns ab, bestreitet aber nicht die Wissenschaftlichkeit entsprechender »physiologischer« Anthropologien. Wie passt all dies zusammen? Kants Auffassungen über Voraussetzungen, Status und Aussichten der Wissenschaften vom Menschen zeigen, dass er ein neues und flexibles Modell der Anpassung von Methoden, Zielen und Gegenstandskonzeptionen der Wissenschaften entwickelt. Ergebnis ist, dass er den Menschen als rationalen und sozialen Akteur erforscht, um zu erkennen, welche Möglichkeiten der Selbstentwicklung wir haben. Kant reagiert damit originell auf Kontroversen, in denen Descartes, Locke, Hume, Bonnet, Platner oder Tetens wesentliche Rollen spielen. Seine Überlegungen bieten zudem Alternativen jenseits von heutigen Positionen in der Wissenschaftstheorie der Geistes- oder Sozialwissenschaften an.
Publisher
Mentis Verlag
ISBN
978-3-89785-608-0
Year
2009
Pages
565
Language
German