ZwischenRäume sind jene Schnittstellen, Intervalle, Abstände und Differenzen, an denen sich elementare Prozesse der Wissensproduktion ansiedeln. Sie sind dort zu finden, wo die Produktion von Wissen an spezifische materielle Kulturen gebunden ist - in der Begegnung von Schreibgeräten, Skizzen, Diagrammen, Beobachtungsweisen, wissenschaftlichen Instrumenten und Laborversuchen, aber auch von Diskursen, Medien und Mythen, die den Austausch zwischen den Wissenschaften sowie zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit tragen.ZwischenRäume widersprechen dem gewohnten Bild geordneter, theoriegeleiteter Wissenschaftlichkeit. An seine Stelle lassen sie die Einsicht in die fundamentale Rolle von Begegnung und Verbindung als epistemische Ereignisse treten. In der Topologie, die so entsteht, trifft der Hirnforscher auf den Schriftsteller, der Ingenieur auf den Archivar, der Musiker auf den Soldaten. Anatomische Präparate verknüpfen sich mit Zettelkästen, wilde Tiere treffen auf wissenschaftliche Instrumente, ein Klavier dringt ins Innere des Körpers ein. Mit Blick auf solche Vorfälle in den materiellen Kulturen der Medien- und Wissenschaftsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts wird hier ein Bild des Wissens und der Wissenschaft gezeichnet, das die Zufälle, die Kontingenzen und Arbitraritäten, stärker hervorhebt als das Geplante und Erwartete. Es sind die Leerstellen, die Lücken in der medialen Praxis der Wissenschaft, die wesentlich zur Entstehung des Neuen beitragen.
Publication
Parasiten und Sirenen : Zwischenräume als Orte der materiellen Wissensproduktion
- Edited Book
- Dotzler, Bernhard Henning Schmidgen
- Dept. Rheinberger