Pressemitteilung vom 7. Februar 2002

Hahn, Heisenberg und die anderen. Anmerkungen zu "Kopenhagen", "Farm Hall" und "Göttingen"

Im Rahmen des Forschungsprogramms "Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus" hielt der Historiker und Direktor der Max-Planck-Instituts für Geschichte in Göttingen Professor Otto Gerhard Oexle am 7. Februar 2002 im WissenschaftsForum Berlin einen Vortrag, der sich vor dem Hintergrund kontrovers geführter Debatten über die führenden Naturwissenschaftler Otto Hahn und Werner Heisenberg mit einigen grundsätzlichen Fragestellungen historischer Forschung beschäftigte.

Die Stichworte "Kopenhagen", "Farm Hall" und "Göttingen" beziehen sich auf den Besuch von Werner Heisenberg bei Niels Bohr in dem von den Deutschen besetzten Kopenhagen im September 1941, auf die Internierung deutscher Wissenschaftler in England 1945 - unter ihnen Otto Hahn - und auf die Geschichte der (erst 1960 aufgelösten) Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft seit 1945, an deren Stelle die im Februar 1948 in Göttingen gegründete Max-Planck-Gesellschaft trat, deren erster Präsident Otto Hahn wurde. Über diese Vorgänge und ihre Beurteilung gibt es noch immer, und in jüngster Zeit erneut, heftige internationale und auch mit einem erheblichen Anteil von Emotionalität geführte Debatten. Die Rolle Heisenbergs im NS-Regime etwa oder die Rolle Otto Hahns bei der Verleihung seines Nobelpreises und seinen Umgang mit der NS-Vergangenheit der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft werden in diesem Zusammenhang immer wieder thematisiert.

Der Vortrag erörterte einerseits im Blick auf diese Debatten einige grundsätzliche Probleme historischer Forschung wie die Fragen der Faktizität, Hypothesenbildung und Fiktionalität. Andererseits behandelte der Vortrag anhand von bisher nicht publiziertem Quellenmaterial die Vorgänge des Jahres 1945 und ihre Beurteilung sowie die Rolle führender deutscher Naturwissenschaftler wie Werner Heisenberg und Otto Hahn in diesen Vorgängen, die zur Wiederbelebung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und schließlich zur Gründung der Max-Planck-Gesellschaft geführt haben. Insbesondere wurden das Verhältnis der Wissenschaftspolitik der amerikanischen und der britischen Besatzungsmacht und die Gegensätze zwischen den beiden Besatzungsmächten dabei beleuchtet.

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Birgit Kolboske, 28. Februar 2002