DNA sculpture at China Science & Technology Museum, Beijing. Source: by Mitch Altman (via Flickr.com, CC-Lizenz (CC-BY-SA 2.0)), 2011.
Forschungsgruppenleiterin
Die VR China ist zum weltgrößten Produzenten naturwissenschaftlicher Fachartikel geworden. Das Land beheimatet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, deren bahnbrechende und teils kontroverse Ergebnisse zunehmend auch international für Aufsehen sorgen, investiert in Pionierbereiche und die Finanzierung von Forschung im In- und Ausland. Darüber hinaus hat die politische Führung in den letzten Jahren mit zunehmender Vehemenz ihre Ambition formuliert, China zu einer führenden Wissenschaftsmacht zu machen. Insgesamt erscheint dies als die wohl offensichtlichste politische Instrumentalisierung von Wissenschaft seit der Block-Konfrontation während des Kalten Krieges. Aus der Ferne kommen Beobachter bisher zu sehr unterschiedlichen Einschätzungen dieser Entwicklungen: Während die einen befürchten, die Welt werde unter einer „Lawine“ chinesischer Wissenschaft begraben (The Guardian, 2014), die die Art und Weise verändern könnte, wie Wissenschaft global praktiziert wird, behaupten andere, dass es unmöglich sei, unter einem autoritären Regime eine echte wissenschaftliche Führungsrolle zu übernehmen.
Jenseits solcher Schlagzeilen wird sich die Lise-Meitner-Forschungsgruppe systematisch und umfassend mit diesen Entwicklungen befassen und sich dabei insbesondere dem Studium der Rolle des politischen Regimes und anderer gesellschaftlicher Strukturen als Umweltfaktoren für Wissenschaft im heutigen China, in der internationalen akademischen Zusammenarbeit und in der Weltwissenschaft widmen. Die Mitglieder dieser interdisziplinären Forschungsgruppe werden qualitative und quantitative Analysen zu den folgenden Schwerpunkten durchführen:
Chinesische Perspektiven auf den Status von Wissenschaft in der Gesellschaft
Strukturen, Dimensionen und Normen der aktuellen chinesischen Wissenschaftspolitik
Steuerung versus Handlungsfreiheit von wissenschaftlichen Communities, Netzwerken und Einzelpersonen in China und in der internationalen Zusammenarbeit
Wechselwirkungen zwischen wissenschaftlichen Standards und Praktiken auf der einen und gesellschaftlichen Werten und ethischen Prinzipien auf der anderen Seite, in und außerhalb von China