Pressemitteilung vom 5. Februar 2004

Die Generalsekretäre der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft Friedrich Glum und Ernst Telschow - Annäherungen an ihre Biographien

Die Generalverwaltung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) - eine letztlich nur kleine Gruppe von Mitarbeitern - hat die Vernetzung der bedeutendsten deutschen Wissenschaftsorganisation mit dem NS-Regime wesentlich vorangetrieben. Eine herausragende Rolle spielten dabei die Generalsekretäre Friedrich Glum (1891-1974) und Ernst Telschow (1889-1988). Sie führten die KWG erfolgreich über die historischen Zäsuren der Jahre 1933 und 1945 hinweg.

Sowohl Glum als auch Telschow arbeiteten als Wissenschaftsorganisatoren an der Expansion der KWG während der NS-Zeit. Trotz dieses gleichgerichteten Engagements entwickelten sich zwischen beiden zunehmend Rivalitäten. Im Jahr 1937, als auch in der KWG das "Führerprinzip" eingeführt wurde, mußte der deutsch-nationale Friedrich Glum seinem Konkurrenten Ernst Telschow das Feld überlassen. Telschow verfügte aufgrund seiner Zugehörigkeit zu zahlreichen einflußreichen Verbänden und nicht zuletzt als Mitarbeiter im Rohstoff- und Devisenstab über enge Kontakte zu verschiedenen Machtzentren des nationalsozialistischen Staats. Wie veränderte der Wechsel an der Spitze der Generalverwaltung das Verhältnis der Wissenschaftsorganisation zum NS-Regime?

Dies ist eine der Fragen, die Alexandra Przyrembel, Historikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte der Universität Göttingen, in ihrem Vortrag aufgreifen wird. Anhand der (Arbeits-)Biographien Friedrich Glums und Ernst Telschows untersucht sie exemplarisch die Tätigkeitsfelder und Handlungsspielräume der Generalverwaltung der KWG während der nationalsozialistischen Herrschaft. Im Zentrum des Beziehungsgeflechts von Wissenschaft, Politik und Industrie stehend, scheinen beide Generalsekretäre auf unterschiedliche Weise den Typus des "modernen Wissenschaftsmanagers" verkörpert zu haben. Neben der Frage nach ihren konkreten politischen Zielen und den Motiven für ihr Handeln beschließt Alexandra Przyrembel ihren Vortrag mit einer Analyse der Entlastungsstrategien Glums und Telschows nach 1945.

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Anke Pötzscher, 9. Februar 2004